Vorstellung der Shell Jugendstudie 2015 am 19. Juli im Landratsamt

Die diesjährige Informationsveranstaltung des Kreisjugendrings für die Jugendbeauftragten im Landkreis am 19. Juli war der Shell Jugendstudie 2015 gewidmet. Ingo Leven von TNS Infratest in München, der die Studie mit durchgeführt hat, war nach Bayreuth gekommen, um ihre aufschlussreichen Ergebnisse zu präsentieren.

Wolfgang Nierhoff, 2. Vorsitzender des Kreisjugendrings Bayreuth und Landrat Hermann Hübner begrüßten die Anwesenden und den Referenten und betonten die Bedeutung aktueller Forschungsergebnisse auch für die Jugendarbeit im Landkreis Bayreuth.
Tatsächlich sind die aus der Studie gewonnenen Erkenntnisse mit Sicherheit auch zutreffend für die Jugend in unserem Landkreis. Befragt worden waren rund 2560 junge Menschen zwischen 12 und 25 Jahren aus ganz Deutschland. Hinzu kamen 21 vertiefende qualitative Interviews.
Heraus kam das Bild einer Generation, deren Grundeinstellung ein „sowohl … als auch …“ ist. Die jungen Menschen des Jahres 2015 suchen Nähe und Stabilität im sozialen Nahraum und streben zugleich nach Selbstverwirklichung. Sie schätzen traditionelle Werte, möchten aber auch kreativ sein dürfen und sich politisch engagieren.
Überhaupt ist unter den jungen Menschen eine Rückkehr des politischen Interesses zu verzeichnen. Wissen sie vielleicht nicht auf Anhieb, wer in unserem politischen System den Bundespräsidenten wählt, so verfolgen sie aber das globale politische Geschehen und seine Zusammenhänge und Wechselwirkungen. Zudem verfügen sie über vielfältige Erfahrungen mit politischer Beteiligung, die ältere Bevölkerungsgruppen als solche noch gar nicht wahrnehmen, wie zum Beispiel ethisch motivierter Warenboykott oder Onlinepetitionen.
Generell stehen die jungen Leute unserer demokratischen Staatsform wieder positiver gegenüber als noch vor einem Jahrzehnt, auch in den östlichen Bundesländern nimmt die Befürwortung der Demokratie wieder zu. Lediglich die Haltung gegenüber Politikern bleibt tendenziell negativ, wobei hier eine Unterscheidung zwischen den Akteuren auf bundespolitischer und kommunaler Ebene getroffen werden kann. Die politischen Vertreter auf Bundesebene werden deutlich kritischer wahrgenommen.
Allgemein allerdings sind Vorbehalte gegenüber bestimmten gesellschaftlichen Gruppen bei den Befragten rückläufig. Auf die Frage, wie eine Familie mit Migrationshintergrund oder ein schwules Pärchen in der Nachbarwohnung wahrgenommen würden, reagieren die jungen Menschen mit einem Höchstmaß an Toleranz. Schlechte Karten haben bei ihnen hingegen Menschen mit extremistischer Einstellung jeglicher Couleur.
Ein anderer Rückgang hingegen ist bedenkenswert. Immer weniger junge Menschen sind in ihrer Freizeit sozial engagiert. Jedoch kann ihnen dies nur bedingt angelastet werden: Die meisten haben schlichtweg keine Zeit, um sich neben Schule oder Ausbildung noch in einem Verein zu engagieren.
Damit kam Ingo Leven zu einer weiteren Schlüsselerkenntnis der Studie: Die jungen Menschen von heute befinden sich durchweg in einem „Hamsterrad“. So vieles muss beruflich und privat erreicht werden, dass so gut wie keine Zeit für Aktivitäten bleibt, die nicht zielgerichtet dem eigenen Erfolg dienen. Geschuldet ist diese Misere der inzwischen gesellschaftlichen Norm einer verkürzten Lebensphase Jugend. Sich ausprobieren, einen begonnenen Weg nicht zu Ende zu gehen, derartige Erfahrungen sind in Zeiten des Turboabiturs, des Bachelorstudiums und der abgeschafften Pflichtdienste nicht mehr vorgesehen. Vielmehr sollen die jungen Menschen schnell dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen.
Trotz dieses hohen Stressniveaus bleiben die Jungen optimistisch im Hinblick auf ihre persönliche Zukunft. Irgendwie werden die gesteckten Ziele schon erreicht werden. Wobei hier durchaus Unterschiede zwischen den sozialen Schichten messbar sind: Je besser ihre finanziellen und kulturellen Startbedingungen, desto optimistischer blicken die Befragten in die Zukunft.
Generell ist das Leben für die Jugend des Jahres 2015 eine „Fahrt auf Sicht“ geworden. Lange Zeithorizonte scheinen kaum noch berechen- und planbar. Umso wichtiger ist den jungen Menschen dafür eines, nämlich Vertrauen. Gerade angesichts der digitalisierten Lebenswelt, deren Funktion des beständigen Datensammelns den Jungen durchaus bewusst ist, möchten sie im realen Leben verlässliche Freunde finden, die auch Geheimnisse wahren können.
Der Kreisjugendring Bayreuth dankte Ingo Leven für die hervorragende kurzweilige Präsentation der Inhalte der Shell Jugendstudie 2015. Dieser schenkte der KJR-Geschäftsstelle ein Exemplar der vollständigen Studie.