Stadt- und Kreisjugendring informieren über die Gefahren von Crystal Speed
Jutta Bühl, Vorsitzende des Stadtjugendrings Bayreuth, und Christian Porsch, Vorsitzender des Kreisjugendrings, zeigten sich in ihrer Begrüßung hoch erfreut über die große Resonanz. Über 130 Personen, sowohl vom Alter als auch von der Interessenslage her bunt gemischt, waren der Einladung der beiden Jugendringe gefolgt, um sich durch die von Kurier-Redakteur Frank Schmälze moderierte Podiumsdiskussion über die Droge Crystal Speed und ihre Auswirkungen zu informieren. “Wir wollen das Thema gemeinsam stärker in den Fokus stellen und für die Gefahren der Droge sensibilisieren”, verdeutlichten Bühl und Porsch. Am Ende der rund zweistündigen Veranstaltung konnte dieses Ziel als vollständig erreicht betrachtet werden, auch wenn nicht alle Fragen vollends geklärt werden konnten. Dafür sorgte das mit Suchtforscher Roland Härtel-Petri, dem Drogenpräventionsbeamten der Polizei Oberfranken Peter Stenglein und dem ehemaligen Drogenkonsumenten “Walther” von Narcotics Anonymous hochkarätig besetzte Podium. Gerade die offenen Schilderungen des direkt betroffenen Aussteigers “Walther” berührten das Publikum spürbar. Er bezeichnete vor allem den gesellschaftlichen Umgang mit den Einstiegsdrogen Alkohol und Nikotin als Wurzel des Drogenproblems. Erst einmal auf die schiefe Bahn geraten, sei es sehr schwer wieder aus dem Teufelskreis zwischen Drogenrausch und Entzugserscheinungen heraus zu kommen. “Das ist wie wenn man den Mount Everest ohne Sauerstoffflasche erklimmt. Und das zwei Mal pro Woche”, veranschaulichte “Walther” die Kraft, die man aufwenden müsse, um von den Drogen los zu kommen. Er selbst sei mehrmals an dem Punkt gewesen aufzuhören oder sich dem sicheren Tod zu ergeben. Erst als er sich bewusst wurde, wie viele Menschen aus seinem Umfeld bereits an Drogen gestorben seien, kam das Umdenken und der lange Weg durch 22 Kliniken. Seit rund viereinhalb Jahren sei er clean. Jedoch wisse er am Abend nicht, ob er die Kraft dafür auch am nächsten Morgen noch aufwenden könne.
Dr. Roland Härtel-Petri, ehemaliger Leiter der Suchtstation am Bezirkskrankenhaus Bayreuth und ausgewiesener Crystal-Experte, erklärte, warum gerade die Droge Crystal Speed so gefährlich sei. Die schnelle Wirkung und die hohe Konzentration der Droge führe sehr schnell in die Abhängigkeit. Nach dem ersten Kick seien viele seiner Patienten rasch in Depressionen verfallen, erlitten Wahnvorstellungen oder verloren an Konzentrationsvermögen. “Die Droge verändert die Aufnahmefähigkeit der Neurotransmitter in den Nervenbahnen. Diese regenerieren sich nur sehr langsam im Körper und auch erst nach dem Ende des Drogenkonsums”, erklärte der nun selbstständige Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie. Peter Stenglein, Drogenpräventionsbeamter der Polizei Oberfranken, bemängelte vor allen die liberalen Drogengesetze in Tschechien und die fehlende verpflichtende Drogenprävention im Lehrplan bayerischer Schulen. “Die Schulen müssen mehr Zeit für Drogenprävention bekommen. Eine freiwillige Präventionsveranstaltung für die gesamte Schule ist zwar schön aber bei weitem nicht genug”, forderte Stenglein mehr Zeit in den Klassen. Er selbst sei ständig in den Schulen in Oberfranken unterwegs, jedoch sei für ihn eine nachhaltige Bearbeitung des Themas in verschiedenen Unterrichtsfächern Voraussetzung. Zudem sei das Elternhaus gefordert. Zur Not müssen wir für Eltern eben verpflichtende Informationsabende einführen, damit sie erste Anzeichen bei den Kindern und Jugendlichen erkennen, schlug Stenglein vor. “Wir Erwachsenen sind Vorbilder. Die Gesellschaft muss den Umgang mit Alkohol und Nikotin überdenken”, riet er. Härte Strafen würden ebenso ins Leere laufen, wie eine Legalisierung von bestimmten Drogen.
Kontrovers wurde über die richtige Art und Weise bei der Drogenprävention diskutiert. Können abschreckende Bilder etwas bewirken? Sind eintägige Informationsveranstaltungen vielleicht doch ein Anfang? Wie komme ich mit meinen Botschaften an die richtige Zielgruppe? Hierfür gebe es leider noch kein Patentrezept, erklärte auch der Vorsitzende des Kreisjugendrings Tirschenreuth, Jürgen Preißinger. Zusammen mit anderen Jugendringen, Suchtberatungsstellen und der Polizei hob er vor einigen Jahren das Netzwerk “Need no Speed” in der benachbarten Oberpfalz aus der Taufe. Die Initiative versucht auf vielfältigen Wegen, Informationen über die Droge an Eltern und Jugendlichen weiterzugeben. Beispielsweise wurden zwei Videoclips von Need no Speed während der Podiumsdiskussion gezeigt. “Die Droge greift immer weiter um sich. Wir müssen jedoch alle unsere Kompetenzen bündeln und den Kampf gemeinsam aufnehmen”, warb Preißinger für mehr Vernetzung und die Etablierung einer eigenen Koordinationsstelle für die Crystal-Präventionsarbeit in Nordostbayern. Er wurde ebenso wie die weiteren Diskussionsteilnehmer im zweiten Teil des Abends mit Fragen gelöchert. Dabei fiel besonders auf, welch unterschiedliche Zielgruppen den Weg ins Zentrum gefunden hatten. Jugendliche, Eltern, Angehörige von Betroffenen, Lehrer und im Bereich der Drogenprävention hauptamtlich Tätige. So wie Urte Deisenhofer von der Suchtberatungsstelle der Diakonie in Bayreuth, die sich spontan bereit erklärte auf dem Podium Fragen zu beantworten.
Jutta Bühl und Christian Porsch dankten zum Abschluss des Abends allen Mitwirkenden für den sehr informativen Abend sowie dem Team des fruchtExpress aus Weidenberg für die Zubereitung leckerer alkoholfreier Cocktails. Die beiden Vorsitzenden der Jugendringe versprachen, sich dem Thema weiter und nachhaltig zu widmen sowie im Herbst zu einer weiteren Informationsveranstaltung einzuladen. Denn eines wurde allen Anwesenden klar: Ohne einen langen Atem und einer koordinierten Präventionsarbeit ist der Droge Crystal Speed nicht Herr zu werden.